Umstrittener Wiederaufbau – Turm der Potsdamer Garnisonkirche wird wiedereröffnet Do…

Umstrittener Wiederaufbau - Turm der Potsdamer Garnisonkirche wird wiedereröffnet Do 22.08.24 | 08:18 Uhr   11 dpa/Schoening Bild: dpa/Schoening Offizieller Festakt für ein nach wie vor umstrittenes Bauwerk: Am Vormittag wird in Potsdam der wieder aufgebaute Turm der Garnisonkirche eröffnet. Ab Freitag soll er für die Öffentlichkeit zugänglich sein - allerdings nicht umsonst. Nach langer Planung


Umstrittener Wiederaufbau

Turm der Potsdamer Garnisonkirche wird wiedereröffnet



Do 22.08.24 | 08:18 Uhr

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Umstrittener Wiederaufbau – Turm der Potsdamer Garnisonkirche wird wiedereröffnet Do…
dpa/Schoening
Bild: dpa/Schoening

Offizieller Festakt für ein nach wie vor umstrittenes Bauwerk: Am Vormittag wird in Potsdam der wieder aufgebaute Turm der Garnisonkirche eröffnet. Ab Freitag soll er für die Öffentlichkeit zugänglich sein – allerdings nicht umsonst.

Nach langer Planung und viel Streit wird am Donnerstag der wiedererrichtete Turm der Garnisonkirche in Potsdam eröffnet. Dazu wird Bundespräsident und Schirmherr Frank-Walter Steinmeier eine Ansprache halten. Auch Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) sowie der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, werden erwartet.

Turm und Ausstellung sind ab dann Freitag für die Öffentlichkeit zugänglich. Besucher können dann erstmals von der 57 Meter hohen Aussichtsplattform einen Rundumblick genießen – über 365 Stufen oder mit dem Aufzug erreichbar.

Kritiker sehen Symbol des Militarismus

Die Militärkirche von 1735 war im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt, die Reste wurden 1968 gesprengt. Die Rekonstruktion der historischen Garnisonkirche ist seit Jahren umstritten. Kritiker sehen darin ein Symbol des Militarismus und einen Identifikationsort rechter Kräfte. Sie verweisen auf den historischen ”Tag von Potsdam” im März 1933, als Reichspräsident Paul von Hindenburg vor der Garnisonkirche dem neuen Reichskanzler Hitler die Hand reichte.

In den frühen 1990er Jahren begann eine von Ex-Bundeswehroffizier Max Klaar gegründete Traditionsgemeinschaft, Spendengelder zu sammeln. Wegen der fragwürdigen Gesinnung der Initiative regte sich rasch Widerstand.

Kirche soll Ort für Friedensarbeit werden

Die evangelische Kirche gründete schließlich eine eigene Stiftung, die seit 2017 den Wiederaufbau betreibt. Sie will den Ort für Friedensarbeit und Demokratiebildung etablieren. Eine Ausstellung mit dem Titel ”Glaube, Macht und Militär” soll sich kritisch mit der Geschichte und den politischen Entwicklungen befassen. Peter Leinemann vom Stiftungsvorstand will mit dem Konzept eines Bildungs- und Gedenkortes Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen: ”Ich lade alle ein, die Veranstaltungen zu besuchen und sich die Ausstellung anzuschauen und dann gerne weiter miteinander zu diskutieren.”

Der Pfarrer und Programmvorstand der Stiftung Garnisonkirche, Jan Kingreen, sagte am Donnerstag dem rbb, es gebe an diesem Ort keinerlei Anknüpfungspunkte für Rechtsradikale. Die Geschichte werde stattdessen schonungslos aufgearbeitet.

Sarah Krieg von der Bürgerinitiative ”Potsdam ohne Garnisonkirche” überzeugt das nicht. ”Ich finde, dass eine Touristenattraktion in Verbindung mit dieser problematischen Geschichte nicht möglich ist.” Zur Eröffnung sei daher eine Kundgebung mit einem ”Morgenfluch” als Gegenstück zu dem in der Turmkapelle angebotenen ”Segen to go” geplant, so Krieg.

Der Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) sagte am Donnerstag dem rbb, dass mit der Wiedereröffnung der Kirche die Diskussion über das Bauwerk nicht beendet sei. Die Kirche dürfe nicht einseitig betrachtet werden. Befürworter des Wiederaufbaus würden darauf verweisen, dass die Kirche zu Zeiten der DDR abgerissen wurde. Es sei wichtig, dass sich die Gesellschaft hier einen Raum leiste, an dem Diskussionen möglich seien.

Der Streit um den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche


Eintritt für zwölf Euro

Tickets für die Eröffnung können bereits online gebucht werden, der Eintritt für den Turm kostet zwölf Euro für die Ausstellung und die Aussichtsplattform, das ”Potsdam Panorama”. Ermäßigt sind es sieben Euro. Auf die Besucherplattform passen maximal 60 Menschen gleichzeitig.

Die Baukosten, die laut Stiftung rund 42 Millionen Euro betragen, finanziert überwiegend der Bund. 30 Prozent der Summe seien durch Spenden zusammen gekommen, so die Stiftung. Eine Besonderheit: Jedermann kann für Ziegelsteine (100 Euro) und Treppenstufen (für 2.500 Euro und 5.000 Euro) spenden. Dafür können sich die Unterstützer etwa mit einem wichtigen Datum und Namen darauf verewigen.

Plan für das höchste Gebäude Potsdams

Ganz fertig ist der Turm aber noch nicht. Eine 30 Meter hohe Haube muss erst noch gefertigt werden. Sie soll laut Stiftungsvorstand 2026 auf das Bauwerk kommen – mit dann fast 90 Metern das höchste Gebäude Potsdams.

Gewissermaßen als Provisorium wirken auch die acht Turmfenster, die mit Plexiglas verschlossen sind. Eigentlich vorgesehene Holzlamellen seien für rund 300.000 Euro zunächst zu kostspielig, sagte Kingreen. Auch vom Wiederaufbau des Kirchenschiffs ist beim Stiftungsvorstand kaum noch die Rede.

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.08.2024


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11 Kommentare

Kommentieren

  1. 11.

    Mit dem Argument dass das ein Symbol ist weil Hitler dort Hindenburg die Hand gegeben hat und es deswegen abgerissen werden müsste , könnte man auch das Olympiastadion abreißen oder den Deutschen Bundestag in Berlin. Alles Orte bzw. Gebäude die mit dem dritten Reich in Verbindung stehen. Man käme aus dem Abreißen gar nicht mehr raus.

  2. 10.

    Sehr geehrter Herr Maik,

    weder "Preussen" noch das Gebäude "Garnisionskirche" ist ein wesenhaftes Wesen, ein Subjekt, eine Person, die man "verunglimpfen" könnte.

    Das eine -Preussen- ist ein Staat, eine Staatsstruktur, ein Kaisertum, eine Obrigkeit, eine Kultur, eine Politik die zu Recht und in Annäherung an die Wahrheit als militaristisch, autoritär und aller Modernisierungs- und Reformbemühungen zum trotz keineswegs nur "angeblich" von der "Geschichte belastet" ist.

    Die Garnisionskirche ist ein Gebäude, dessen Sinn und Zweck von Beginn an symbolisch war und dabei keineswegs "missbraucht" wurde. Sondern repräsentiert, was unter dem Begriff "Preussen" und "preussisch" unbedingt abzulehnen ist.

    Da hilft Ihr Gechichtsrevisionsismus nicht, eine romantische Erzählung von Preussen zu erfinden. Es bleibt in die Zukunft gedachter Geschichtsrevisionismus.

  3. 9.

    >"Also ehrlich andernorts schließen Kirchen "

    Das aber nur, weil keine Gläubigen mehr zum Gebet kommen. Dieses Fragment einer Kirche heißt zwar Garnisonkirche, ist aber nur der Turm und wird so auch nie als Gebetsraum im Sinne von Kirche genutzt. Das Teil steht einfach nur so da, weil einige Leute es cool fanden, so ein alt aussehendes Gebäude a la Disney World dort wieder hinzustellen. Sieht doch auch echt schick aus... klassizistisches Gebäudeteil vor sozialistischem Zweckbau. Macht schon was her...

  4. 8.

    Die Kirche ist seinerzeit nicht für Nazis gebaut worden. In meiner Berliner Wohnung hat auch einmal ein SS Mann gewohnt, aber deshalb bin ich kein Nazi. Wir haben den 2. Weltkrieg verloren, aber deshalb alles was in Deutschland von Nazis mißbraucht wurde ist, zu einem Nazisympol abzuwerten, ist der Sache nicht angemessen, ist moderner, links-woker Populismus und Zeichen mangelndem Selbstvertrauen in unseren demokratischen Staat.

    Wenn die Kirche die Garnisionskirche zu einem Ort des Friedens machen will, dann ist das der richtige Weg.

  5. 7.

    Ja was hat der Osten nicht alles an Resten (Zuende-) Gesprengt - das Berliner Stadtschloss, diese und weitere Kirchen, und und und.

    Der Wiederaufbau solcher Objekte wirkt manchmal wie ein gewisser Finger gen DDR (-Geschichte).

    Und wie viele Reichsgebäude werden heutzutage von Behörden und Staat genutzt?

    Wenn solide genung kann man das geschichtliche außen vor lassen.

  6. 6.

    Die haben den Schuss nicht gehört. Wer hat für wen diesen Gebäuderest herstellen lassen? Es sind Menschen aus einer alten Zeit, die sich ein Denkmal gesetzt haben. Glückwunsch, ganz toll, weiter so.

    Niemand braucht den Quark außer die Artillerie zum Kalibrieren ihrer Geschütze.

    Ein Schwimmbad, ein Kühlbunker, Sozialwohnungen, ein Frauenhaus, Männerhaus…was auch immer, wären sinnvoll. Stattdessen kloppen die da einen unbrauchbaren Sakralphallus hin… meine Fresse!

  7. 5.

    Ein kompletter Wiederaufbau wäre für die Architektur der Stadt schön. Die Dresdener Frauenkirche kann da immer ein Vorbild sein.

    Momentan ist die Hauptstraße Potsdams ein architektonisches Sammelsorium aus historischen Gebäuden, Plattenbauten und einem Einkaufszentrum. Mehr Grün würde der Straße auch gut tun.

  8. 4.

    Sehr geehrter Herr Jörg60,

    folgendes antworte ich Ihnen:

    Si vis pacem para bellum.

    Preussen wird immer noch nicht korrekt als militaristisch verunglimpft. Dies hat mit der Geschichts-Interpretation nach dem 2. Weltkrieg zu tun.

    Ich finde es eine Schande wie derzeit Namen und Denkmäler unserer Geschichte verunglimpft werden, nur weil sie angeblich historisch belastet seien.

    Weder Preussen noch die Garnisonkirche können etwas dafür das sie missbraucht wurden für politische Exempel. Wir aus der DDR sollten eigentlich wissen, was nicht sein sollte.

    Mit besten Grüßen

    Empfehle ich mich

  9. 3.

    Was ist dem dem Gelaeut?

  10. 2.

    Passt ja gut zum neuen deutschen Militarismus .

  11. 1.

    Also ehrlich andernorts schließen Kirchen und hier wurde wieder eine für wenige Mitglieder aufgebaut.
    Was für eine Verschwendung.

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