Skandalspiel Union – Bochum: Punkte für VfL, aber Berliner mit Einspruch

Berlin. Nach dem Feuerzeugwurf bei Union Berlin gegen Bochum werden dem VfL die Punkte zugesprochen. Die Berliner legen Einspruch ein. Das Bundesligaspiel zwischen Union Berlin und dem VfL Bochum (1:1) wird mit 2:0 für die Bochumer gewertet. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sah es nach der mündlichen Verhandlung am Donnerstag in Frankfurt/Main als erwiesen


Berlin. Nach dem Feuerzeugwurf bei Union Berlin gegen Bochum werden dem VfL die Punkte zugesprochen. Die Berliner legen Einspruch ein.

Das Bundesligaspiel zwischen Union Berlin und dem VfL Bochum (1:1) wird mit 2:0 für die Bochumer gewertet. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sah es nach der mündlichen Verhandlung am Donnerstag in Frankfurt/Main als erwiesen an, dass VfL-Torwart Patrick Drewes in seiner „Spielfähigkeit eingeschränkt“ war.

Der erwartete Einspruch der Berliner vor dem DFB-Bundesgericht ließ nur wenige Stunden auf sich warten. „Es ist schon schlimm genug, dass Personen bei Konzerten oder Sportveranstaltungen immer wieder Gegenstände auf Bühnen, in Innenräume oder auf den Rasen werfen“, sagte Präsident Dirk Zingler. „Viel schlimmer ist es jedoch, wenn jemand versucht, sich aus diesen für keinen Veranstalter zu verhindernden Ereignissen einen Vorteil zu verschaffen.“ Der eigentliche unsportliche Skandal habe nach dem Ereignis auf dem Rasen und heute vor Gericht stattgefunden.

„Entscheidungen am Grünen Tisch sind immer das allerletzte Mittel. Die Umstände ließen uns aber kaum andere Möglichkeiten“, hatte zuvor der Sportgerichtsvorsitzende Stephan Oberholz seine Entscheidung begründet: „Wir konnten keine Aspekte eines Komplotts oder eines Schmierentheaters erkennen.“

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Am 14. Dezember vergangenen Jahres war der Bochumer Torhüter Patrick Drewes in der Bundesligapartie des 14. Spieltages zwischen Union Berlin und Bochum in der Nachspielzeit von einem Feuerzeug am Kopf getroffen worden. Der Gegenstand wurde von einem Fan aus dem Fanblock der Köpenicker auf der Waldseite der Alten Försterei geworfen. Die Begegnung war daraufhin fast eine halbe Stunde lang unterbrochen worden.

Union Berlin: Rund dreistündige Verhandlung am DFB-Campus

Rund drei Stunden wurde am Donnerstag auf dem DFB-Campus verhandelt. Drewes machte dabei deutlich: „Das war schon ein Treffer, den ich wahrgenommen habe. Danach wurde es diffus für mich und ich habe nicht alles wahrgenommen, Schwindelgefühle haben eingesetzt.“

Union Berlin wurde in Frankfurt durch Finanz-Geschäftsführer Oskar Kosche (l.), Vereinsanwalt Michael Müller sowie Horst Heldt (r.), Unions Geschäftsführer Profifußball, vertreten.
Union Berlin wurde in Frankfurt durch Finanz-Geschäftsführer Oskar Kosche (l.), Vereinsanwalt Michael Müller sowie Horst Heldt (r.), Unions Geschäftsführer Profifußball, vertreten. © imago/Matthias Koch | imago/Matthias Koch

Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass Drewes erst in die Knie ging, nachdem Mitspieler Felix Passlack auf ihn zugekommen war und auf ihn eingeredet hatte. Was Passlack zu ihm gesagt hat, habe der Torwart „nicht realisiert“. Bochums Mannschaftsarzt Mark Sandfort habe ein Schädelhirntrauma bei Drewes nicht ausschießen können.

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In den sozialen Netzwerken ging es nach Bekanntwerden des Urteils sofort hoch her. Der DFB habe damit „der Schauspielerei Tür und Tor“ geöffnet, hieß es in vielen Reaktionen bei Instagram auf den entsprechenden Union-Post zum Urteil. Zugleich wurde jedoch der Fakt, dass ein Mensch mit einem Gegenstand beworfen wurde, klar verurteilt.

Union-Kapitän Trimmel hatte auf mildes Urteil gehofft

Drewes, der in der Folge erst Minuten lang auf dem Rasen behandelt und später zur Untersuchung auch ins Krankenhaus gebracht wurde, konnte das Spiel nicht weiter fortsetzen. In den Katakomben der Haupttribüne einigten sich beide Seiten, die Partie mit einem Nichtangriffspakt zu Ende zu bringen. Die Bochumer waren nur unter Protest angetreten und hatten zwei Tage nach der Partie fristgerecht Einspruch gegen die Wertung eingelegt.

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Anton Nachreiner, der Vorsitzende des DFB-Kontrollausschusses, sah in diesem Szenario einen Quasi-Spielabbruch. Er bezeichnete den Nichtangriffspakt als „Sportwidrigkeit. Selbstverständlich war es eine Schwächung des VfL und faktisch war das ein Spielabbruch, der in der Verantwortung von Union Berlin liegt.“

Die Hoffnung von Christopher Trimmel blieb damit unerfüllt. „Wir waren ein Spieler mehr. Es steht 1:1. Es geht nur noch drei Minuten. Mein Gefühl oder mein Empfinden sagt: Belasst es beim Unentschieden“, sagte der Kapitän von Union Berlin am Mittwoch in einer Medienrunde. Er sei „von meinem Gefühl her weit davon entfernt, dass man sagt, wir sollten jetzt das Spiel deswegen verlieren oder Punkteabzug kriegen. Man kann den Verein dann auch anders bestrafen.“

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Sportlich bedeutet dies: Union Berlin bleibt mit nun 16 Punkten Tabellenzwölfter, der Abstand zu den vor den Köpenickern liegenden Wolfsburgern beträgt jetzt jedoch fünf Punkte. Bochum wiederum bleibt zwar Schlusslicht der Bundesliga, ist mit acht Zählern aber jetzt punktgleich mit dem Vorletzten aus Kiel. Relegationsplatz 16 (derzeit 1. FC Heidenheim) ist nur noch zwei Punkte entfernt.

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