Rückzug von X: Hochschulen verlassen Musks Plattform

Mehr als 60 deutschsprachige Hochschulen und Forschungseinrichtungen haben ihren Ausstieg auf der Social-Media-Plattform X verkündet. Begründet wurde der Entschluss in einer gemeinsamen Mitteilung mit der „fehlenden Vereinbarkeit der aktuellen Ausrichtung der Plattform mit den Grundwerten der beteiligten Institutionen: Weltoffenheit, wissenschaftliche Integrität, Transparenz und demokratischer Diskurs“. Die Institutionen wollten damit ihren Einsatz für eine faktenbasierte Kommunikation


Mehr als 60 deutschsprachige Hochschulen und Forschungseinrichtungen haben ihren Ausstieg auf der Social-Media-Plattform X verkündet. Begründet wurde der Entschluss in einer gemeinsamen Mitteilung mit der „fehlenden Vereinbarkeit der aktuellen Ausrichtung der Plattform mit den Grundwerten der beteiligten Institutionen: Weltoffenheit, wissenschaftliche Integrität, Transparenz und demokratischer Diskurs“. Die Institutionen wollten damit ihren Einsatz für eine faktenbasierte Kommunikation und gegen antidemokratische Kräfte unterstreichen.

Die Erklärung wurde von einer Reihe namhafter Universitäten und Hochschulen unterstützt – darunter die TU Dresden, die Goethe-Universität Frankfurt, die Deutsche Sporthochschule in Köln, die RWTH Aachen, die Medizinische Universität Innsbruck sowie Forschungseinrichtungen wie das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde und die Deutsche Ornithologische Gesellschaft.

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Allein aus Berlin und Brandenburg sind es acht Universitäten und Hochschulen, etwa die Freie Universität Berlin und die Berliner Humboldt-Universität, die Universität Potsdam und die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt.

Fake News und Populismus

Die Kanzlerin der Trierer Uni, Ulrike Graßnick, teilte mit, die Universität Trier sei ein Ort freier Wissenschaft und stehe für den demokratischen Diskurs. „Auf der Social-Media-Plattform X jedoch sehen wir die Verstärkung von rechtsextremen und populistischen Inhalten, von Fake News sowie Diskriminierung. Eine Fortführung unserer Aktivitäten auf X ist mit unseren Werten nicht vereinbar.“

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Schon am 24. März vergangenen Jahres war der letzte Post der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau ( RPTU) auf X online gegangen, darüber prangt die Aussage: „Wir sind hier nicht mehr aktiv“.

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Für einen Abschied von X haben sich auch die Gewerkschaft Verdi sowie die Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft entschieden. In einer weiteren Mitteilung kritisierten sie die Plattform als „Forum für die Verbreitung von rechtsextremistischen Positionen, von Hass und Hetze, von Demokratiefeindlichkeit und Desinformation“.

Auch werde immer offensichtlicher, dass die Algorithmen der Plattform demokratiefeindliche Narrative bevorzugt behandelten. Der konkrete Anlass für den Schritt zum jetzigen Zeitpunkt war laut Verdi und GEW das Live-Gespräch zwischen dem X-Besitzer und Milliardär Elon Musk und der AfD-Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl, Alice Weidel.

Bereits vor Weihnachten verabschiedete sich der Fußball-Zweitligist 1. FC Kaiserslautern von X und schrieb, die Entwicklung, die das Netzwerk in den vergangenen Monaten genommen habe, sei nicht mit den „Betze-Werten“ vereinbar. Als Betze wird die Spielstätte des FCK bezeichnet, es ist die Kurzform für Betzenberg, so hieß das heutige Fritz-Walter-Stadion früher.

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Die nun verkündete Entscheidung der Hochschulen betrifft den Angaben zufolge ausschließlich die X-Accounts der beteiligten Institutionen und nicht ihre Kommunikation über andere Social-Media-Kanäle. Im Lichte der jüngsten Ereignisse werde man die Entwicklung der Plattformen und ihrer Algorithmen aber weiter aufmerksam beobachten, erklärte etwa die Universität Düsseldorf. Hintergrund ist, dass mittlerweile auch der Meta-Konzern angekündigt hat, in den USA seine Faktenchecks auf Plattformen wie Facebook oder Instagram einzustellen.

Die am koordinierten Ausstieg beteiligten Hochschulen lassen ihre X-Accounts im „eingefrorenen“ Zustand bestehen – ohne aktive Inhalte, jedoch weiterhin sichtbar. Dadurch soll unter anderem der Missbrauch ihrer Accountnamen durch Dritte vermieden wird. Die EU-Kommission prüft derzeit, ob Elon Musk sich an die in Europa vorgeschriebenen Regeln für soziale Netzwerke hält.