Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) hat in Hamburg innerhalb von drei Wochen zum zweiten Mal einen Landesvorstand gewählt. Hintergrund waren eventuell vorhandene Rechtsunsicherheiten bei der ersten Wahl, da das Präsidium beim Gründungsparteitag von einem Parteimitglied aus Nordrhein-Westfalen und nicht aus Hamburg geleitet worden war.
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An der Besetzung des Vorstands änderte sich bei der zweiten Wahl nach Parteiangaben nichts. Als Landesvorsitzende wurden demnach bei der nicht-öffentlichen Versammlung erneut mit großer Mehrheit Konstantin Eulenburg und Jochen Brack gewählt. Stellvertretender Vorsitzender wurde den Angaben zufolge Metin Kaya, Schatzmeister Christian Kruse. Im Anschluss wollten die BSW-Mitglieder die Landesliste für die Bundestagswahl am 23. Februar aufstellen.
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Und da gab es auch sofort eine Überraschung – denn erst gegen Ende der vergangenen Woche hatte das prominenteste Hamburger Parteimitglied, die langjährige Wagenknecht-Verbündete Zaklin Nastić, kundgetan, nicht antreten zu wollen. Ihr – angeblicher – Grund: Erschöpfung. Bis zum Sonnabend hatte sich dieser Zustand aber wohl gebessert, denn Nastić trat an das Mikrofon und kündigte fröhlich doch ihre Kandidatur an. Wie kam es zu der Kehrtwende? Der „Hamburger Morgenpost“ sagte sie: „Es war nur ein kleines Missgeschick.“ Sie habe zwar überlegt, sich zurückzuziehen, doch „tausende Nachrichten aus ganz Deutschland“ hätten sie umgestimmt. Und so wurde auch bekannt, dass die Erschöpfungs-Pressemitteilung durch die Bundespartei mit Zitaten von Nastić verschickt worden war, obwohl es dazu keine direkte Absprache gab.
In dieser Mitteilung wurde der Fotograf und nunmehr neue Landeschef Eulenburg als Spitzenkandidat angekündigt, am Sonnabend trat er von diesem Vorhaben wieder auf Listenplatz 2 zurück und nannte das alles „ein kleines Missgeschick.“ Einfacher war da die Kandidatenkür für die eine Woche nach der Bundestagswahl stattfindenden Bürgerschaftswahl, hier für Jochen Brack die Liste an. Große Chancen auf einen Einzug in das Landesparlament hat das BSW aber wohl nicht.
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Mit Problemen dieser Art kennen sich die Wagenknecht-Freunde in Hamburg jedenfalls schon mehr aus als mit politischen Vorhaben. So hatte das Bündnis Sahra Wagenknecht zwei Hamburgern zuletzt die Mitgliedsrechte entzogen, die gegen den Willen der Parteispitze einen eigenen Landesverband gegründet hatten. Gegen die beiden Mitglieder wurde demnach Ausschlussverfahren eingeleitet, wie „t-online“ zuerst berichtete.
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Betroffen sind die beiden Hamburger BSW-Mitglieder Dejan Lazic und Norbert Weber. Sie hatten im Dezember kurzerhand einen eigenen Landesverband gegründet unter dem Namen „Bündnis für Vernunft und Gerechtigkeit“ – also etwas abweichend vom offiziellen Parteinamen „Bündnis Sahra Wagenknecht – Für Vernunft und Gerechtigkeit“. Zudem äußerten sie Kritik an der Parteispitze, unter anderem wegen der schleppenden Aufnahme von Mitgliedern. Die beiden wollen sich gegen den Vorgang wehren.