Berlin. Am Freitag war die Polizei mit einem Großaufgebot in Schmargendorf im Einsatz. Der Grund: ein Amok-Alarm. Eine echte Gefahr bestand nicht.
Aufatmen im Berliner Ortsteil Schmargendorf: Nach dem Amokalarm an der Grundschule Alt-Schmargendorf in der Reichenhaller Straße hat die Polizei am Abend Entwarnung gegeben. „Es hat kein Amoklauf stattgefunden“, sagte ein Polizeisprecher. Offenbar habe es sich um einen technischen Defekt gehandelt. Das müsse nun in den kommenden Tagen überprüft werden.
Wie zuerst „Bild“ berichtet hatte, wurde die Polizei gegen 16.15 Uhr von einem zur Schule gehörenden Hort aus alarmiert. Informationen dieser Redaktion zufolge waren 50 Schülerinnen und Schüler betroffen, 40 befanden sich im Hort, zehn nahmen an einer Tanz-AG teil. Auch Schülerinnen und Schüler der benachbarten Judith-Kerr-Grundschule waren darunter. Mehr als 100 Polizei- und Feuerwehrleute waren an dem Gebäudekomplex vor Ort, der beide Schulen beherbergt.
Nach Recherchen der „B.Z.“ war an zwei speziell für Amoklagen eingerichteten Alarmanlagen in der Schule der Notruf gedrückt worden. Es handelte sich jedoch um einen Fehlalarm oder einen technischen Defekt, hieß es am Abend. Auf Nachfrage bestätigte die Polizei, sich seit dem Nachmittag vor Ort im Einsatz zu befinden. „Derzeit überprüfen wir die Lage“, so eine Sprecherin am Abend.
Polizei über Amok-Alarm: „Kein Hinweis auf Bedrohungslage“
Bilder zeigten knapp 250 Einsatzkräfte der Polizei in einem Großaufgebot, auch Polizisten des Spezialeinsatzkommandos (SEK) waren darunter. Das Gebäude wurde vom SEK durchsucht. Es wurde aber kein Tatverdächtiger in der Schule gefunden, wie Polizeisprecher Florian Nath mitteilte. Es gebe weder Hinweise auf Verletze noch, dass überhaupt eine Straftat stattgefunden hat oder eine Bedrohungslage vorliegt, sagte er. „Es war mehr Schrecken, als dass tatsächlich etwas passiert ist.“
Es wurde nichtsdestotrotz noch eine weitere Durchsuchung durchgeführt. „Wir folgen unserem Sicherheitsprotokoll und unseren Standards und gehen nach dem Konzept Amokalarm vor“, so Nath. Erst als die Sicherheit der Kinder endgültig festgestellt war, konnten sie nach und nach aus dem Gebäude geholt werden, vor dem bereits viele verängstigte Eltern warteten. Die Kinder wurden im Anschluss von Seelsorgern in einem Kältebus versorgt. Von dort konnten die Kinder schließlich nach Hause gehen.
Draußen hatten sich zuvor rund 50 Eltern vor dem Schulgebäude versammelt. Die Stimmung war angespannt, viele Eltern standen sichtlich unter Schock. Eine von ihnen war Heike Schwartz, die ihre neunjährige Tochter abholen wollte. Erst durch die Polizeifahrzeuge und das Blaulicht wurde sie auf den Amokalarm aufmerksam. „Ich habe Angst um mein Kind, ich hoffe, wir erfahren bald, was hier los ist“, sagte die Mutter, nachdem sie zunächst keine Auskunft von der Polizei erhalten hatte.
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„Bei einem Amok-Alarm an einer Grundschule ist es wichtig, dass sofortige Maßnahmen ergriffen werden und trotz aller Anspannung und verständlicher Hektik um einen herum hochprofessionell agiert wird, denn jede Unachtsamkeit kann brutale Folgen haben“, erklärt Benjamin Jendro, Sprecher der Berliner Gewerkschaft der Polizei GdP. „Genau das haben unsere Kollegen heute in Schmargendorf wieder mit Bravour bewiesen. Auch wenn es am Ende keine echte Bedrohungslage gab, blicken wir auf einen sehr gelungenen Einsatz, der zeigt, dass man sich auch im Ernstfall auf die Polizei Berlin verlassen kann.“ Man trainiere lieber einmal mehr, als wirklich einen Amok-Fall bewältigen zu müssen.
Die Reichenhaller Straße war wegen des Einsatzes laut Verkehrsinformationszentrale zwischen Kolberger Platz und Cunostraße in beiden Richtungen gesperrt. Auch Einheiten der Feuerwehr wurden zur Schule geschickt, um gegebenenfalls Erste Hilfe leisten zu können, wie ein Sprecher dieser Redaktion bestätigte. „Am Montag werden selbstverständlich alle verfügbaren Ressourcen, darunter die Schulpsychologie, das Schulpsychologische und Inklusionspädagogische Beratungs- und Unterstützungszentrum (SIBUZ) sowie das Krisenteam, an der Schule bereitstehen, um die Situation aufzuarbeiten und zu unterstützen“, hieß es von der Senatsbildungsverwaltung. „Die Lehrkräfte sind dazu angehalten, den Vorgang in den Klassen altersangemessen zu besprechen.“